Von gänzlich anderem Charakter als die Kirche St. Andrea ist das Gotteshaus von La Punt. Aufgrund seiner originellen Chorturmanlage mit dem Zwiebelhelm wird es oft «Tirolerkirchlein» genannt. Die 1680 erbaute und für Engadiner Verhältnisse sowohl aussen wie innen reich dekorierte Barockkirche steht auf engem Raum zwischen zwei herrschaftlichen Häusern. Im Jahre 1799 wurde die Kirche gemäss einer Inschrift im Chor bei Kämpfen zwischen Franzosen und Österreichern leicht beschädigt. Betritt man von der Strasse her den malerischen Kirchhof, so fällt besonders die reich gestaltete und farbig gefasste barocke Fassade auf. Wandpilaster mit toskanischen Kapitellen, ein originell marmoriertes Gebälk und schwungvolle Voluten (spiralförmige Einrollung am Kapitell ionischer Säulen) verleihen der Fassade eine vornehme Repräsentanz. Auch das Innere erstaunt bei näherer Betrachtung. Die Fülle an Details ist für eine reformierte Kirche ungewöhnlich. Pilaster mit ionisierenden Kapitellen bestimmen das Schiff, das im Grundriss nicht quadratisch, sondern achteckig ist. Die Gewölbe von Schiff und Chor zieren reich bemalte Medaillons aus Stuck. In den Akanthusranken des Gebälks entdeckt man fünfzehn Engelsköpfchen. Ein ganzer Engelsreigen singt also zusammen mit der versammelten Gemeinde.