Als die Römer 15 v. Chr. Rätien unterwarfen, hätte damals wohl niemand gedacht, dass sie damit eine sprachliche Revolution auslösen würden. Eine Revolution, die sich schleichend und über einige Jahrhunderte erstrecken und schliesslich in einer Sprache namens «Rätoromanisch» münden würde.
Cur cha’ls Romauns haun suottamiss la Rezia, l’an 15 a. Cr., nu vess quella vouta üngün vulieu crajer ch’els s-chadagnessan üna revoluziun linguistica. Üna revoluziun chi s’ho extaisa e’s sviluppeda plaun sieu düraunt püs tschientiners e finelmaing s’imbucheda in nossa lingua retorumauntscha d’hozindi.
Eine turbulente Geschichte hat es, das Rätoromanische. Entstanden aus dem Keim römischer Eroberungsfeldzüge. Stetig wachsend, bis es um 500 n. Chr. von der oberen Donau bis zur Adria als vorherrschende Sprache galt. Sich ständig wandelnd und in zahlreiche Dialekte zersplitternd. Und schliesslich von anderen Sprachen grob verdrängt und mittlerweile zur gefährdeten Minderheitensprache geschrumpft.
Der Zerfall des römischen Reiches und voranschreitende Germanisierung von Norden nach Süden waren die zersetzenden Kräfte, die das Rätoromanische immer weiter zurückdrängten und auf einige wenige isolierte Sprachinseln in Graubünden, im Friaul und in den Dolomiten reduzierten. Mit der Verringerung des Wirkungsgebiets, sank auch die Bedeutung der Sprache – bis sich ihre Verfechter dazu entschlossen, für sie einzustehen!
Wir in Samedan finden: Rätoromanisch – genauer gesagt: unser Dialekt Puter – gehört zu unserem Leben wie der Schnee zum Winter und die goldenen Lärchen zu unserer Herbstlandschaft. Wir wollen am Romanischen aber nicht nur festhalten, weil es schön klingt oder weil es ein uraltes kulturelles Erbe ist. Oder weil man damit anderen neolateinischen Sprachen wie Italienisch, Spanisch, Französisch etc. ein gutes Stück näher ist. Und auch nicht nur deshalb, weil man damit lateinische Fremdwörter besser versteht. Es gibt auch noch andere Gründe:
Haben Sie zum Beispiel gewusst, dass Englisch einen ganz respektablen Anteil an französischen und lateinischen Wörtern enthält, die übers Romanische ruckzuck zu erschliessen sind? Oder dass Romanisch eine besondere Lebenshaltung ausdrückt? Ein romanischer Satz ist nämlich nicht einfach ein übersetzter Satz aus einer anderen Sprache. Wer Romanisch lernt, dem wächst die Seele in eine neue Heimat hinein. Falls Ihnen das zu schwärmerisch ist, bitte, es gibt noch einen ganz prosaischen Grund, Romanisch zu lernen bzw. an ihm festzuhalten: …
… Zweisprachige Menschen sind nämlich geistig flexibler! Sie lernen weitere Sprachen schneller, können besser rechnen und sind kreativer! Das behaupten nicht nur wir Samedner, sondern auch internationale Studien zur Zweisprachigkeit. Von einer Bilinguität, wie wir unseren Kindern vermitteln, können die meisten übrigens nur träumen. Wir lieben, hüten und pflegen unsere Zweisprachigkeit so innig, dass wir 2004 sogar einen Sprachartikel in unsere Gemeindeverfassung aufgenommen haben, der Romanisch und Deutsch ausdrücklich als gleichberechtigte Amts- und Schulsprachen bezeichnet. Und dass wir auch einen Beauftragten für Zweisprachigkeit haben, der die Präsenz des Romanischen im Alltagsleben fördert, versteht sich eigentlich von selbst.
Möchten Sie uns dabei helfen, das Romanische am Leben zu erhalten? Möchten Sie es ganz natürlich in Ihren Engadiner Alltag integrieren? Warum also nicht einen Sprachkurs besuchen? Die Fundaziun de Planta organisiert im Sommer Intensiv-Sprachkurse, die Lia Rumauntscha während des Jahres Abendkurse. Und wenn Sie’s schon beherrschen, sprechen Sie Romanisch in der Familie, im Verein, bei der Arbeit! Sie werden staunen, wie viele Leute Ihnen in gleicher Sprache antworten!
Fragen dazu beantwortet Ihnen gerne unsere Beauftragte für Zweisprachigkeit Nina Dazzi Andry unter bilinguited.samedan@miascoula.ch
Erkunden Sie das Angebot an Wochen-, Intensiv- und Ferienkursen an verschiedenen Standorten des Engadins.
Ch’Els/Ellas exploreschan ils cuors eivnils, intensivs e da vacanzas i'ls differents lös in Engiadina.