Das Engadin hat die schweizweit dritthöchste Dichte an Galerien und steht mit seinem Kunstangebot den Grossstädten in nichts nach. Deshalb warten Kulturfreunde nicht auf einen der seltenen Regentage, sondern tummeln sich auch bei Sonnenschein in den vielen Ausstellungen und Museen.
Im Jahre 2016 versteigerte das renommierte Zürcher Auktionshaus Sotheby’s ein Ölgemälde des Schweizer Malers Ferdinand Hodler. Das Kunstwerk «Der Champfèrsee» zeigt den Blick von Silvaplana über den blau leuchtenden Champfèrsee hinauf zum imposanten Piz Padella. Das grossartige Bild mit dem eigentlich unbezahlbaren Ausblick wechselte für CHF 2,17 Millionen den Besitzer.
Neben Hodler schätzten viele weitere Künstler die aussergewöhnliche Landschaft und die speziellen Lichtverhältnisse des Engadins, so etwa Cuno Amiet, Alberto Giacometti, Wilhelm F. Burger oder Emil Nolde. Giovanni Segantini machte das Engadin gar zu seiner Wahlheimat, in der er seine letzten Lebensjahre verbrachte. Daher ist es nicht erstaunlich, dass eine der umfangreichsten Sammlungen seiner Werke im Engadin zu sehen ist: im Segantinimuseum St. Moritz. Als Segantinis sein Ende herannahen sah, sprach er seine letzten Worte «Voglio vedere le mie montagne» (ich will auf meine Berge schauen), dann schloss er hoch über dem Tal die Augen und schlief für immer ein. Auf dem Totenbett malte ihn dann niemand Geringeres als sein Freund Giovanni Giacometti, der ebenfalls viel Zeit im Engadin verbrachte.
Das Engadin ist nicht nur Sujet und Inspirationsort, es hat sich in den letzten Jahren selber zu einem Hotspot für internationale Kunst entwickelt. Renommierte internationale Galerien zieht es ins Engadin, wo sich Einheimische und Touristen an den modernen Werken erfreuen. Eine davon ist die Galerie Hauser & Wirth, die ihre Standorte in New York, Hong Kong und London im Dezember 2018 um eine Filiale in St. Moritz erweiterte. Zur Engadiner Kulturlandschaft gehören auch eine Reihe von Museen, die sich der Geschichte und der Kultur der Region widmen. Ein schönes Beispiel ist das eindrückliche Museum Engiadinais, das in 21 Ausstellungsräumen durch 500 Jahre Wohnkultur aus dem Engadin und den angrenzenden Regionen führt.