Freestyle ist Lifestyle

Das Engadin mausert sich mehr und mehr zu einem Ort, an dem Sportarten, die in den Bereich Freestyle fallen, grossgeschrieben wird. Nicht zuletzt, weil 2025 die Freestyle WM im Engadin stattfindet. Eine grosse Chance, diesen Bereich weiter voranzutreiben und fehlende Infrastrukturprojekte zu realisieren. Nur der Begriff «Freestyle», den würde man im Grunde lieber weniger nutzen. Das zumindest sagt Paolo La Fata, Geschäftsführer von Fresk Freestyle Academy. «Ich habe das Gefühl, das zwängt einem in eine Schachtel, ist manchmal etwas negativ behaftet und zudem wollen wir kein zweites Laax werden». An der Alternative wird noch gefeilt. «Dafür braucht es wahrscheinlich einen Abend in einer Bar, dann kommen die guten Ideen früher oder später», sagt er, um nach einer kurzen Pause mit einem Schmunzeln zu ergänzen: «Freestyle bleibt es aber…»
Und er, Paolo ist eine der Personen, die für die Freestyle-Szene im Engadin steht und sich unter anderem dafür einsetzt, dass eben notwenige Infrastrukturprojekte vorangetrieben und realisiert werden, nur so könne man sich in diesem Bereich positionieren und nach aussen sichtbar machen.

Aufgewachsen ist der 45-jährige in Samedan, wo er auch heute mit seiner Frau und den beiden Kindern lebt. Nach der Ausbildung als Hochbauzeichner und der Zusatzlehre als Maurer hat es ihn irgendwann mal noch für ein halbes Jahr nach Luzern verschlagen, bevor es ihn zurück in die Heimat gezogen hat. 2013, nach Jobs in der Bauleitung im Sommer und Skischule im Winter, hat er sich selbstständig gemacht und setzt seither alles darauf, wofür sein Herz schlägt: Freestyle. Er wollte etwas aufbauen, das es so noch nicht gab – ein Angebot für die einheimischen Kinder und Gäste. Entstanden ist «Fresk» die Freestyle Academy, der mittlerweile über 80 einheimische Kids angehören.

Wofür denn Fresk überhaupt steht, fragen wir La Fata. «Du kannst wählen – Freestyle Skills, Freeski oder Freestyle Kids. Im Grunde aber bedeutet fresc im Veltliner Dialekt frisch.

«Die Familie ist schnell gewachsen», so La Fata, der mit seinem Angebot die Kids und Jugendlichen Sommer wie Winter in allen Actionsportarten fördern möchte. Das nämlich versteht er unter dem Begriff Freestyle – Sportarten die «Out of the Box» sind, wie Paolo es ausdrückt. «Es gibt kein richtig und falsch, wenn jemand einen Trick macht, keine exakten Vorgaben, sondern die Kids sollen etwas ausprobieren, ihren Weg finden – wir versuchen ihnen das Werkzeug dafür in die Hand zu geben.» Wir, das sind mittlerweile 12 Mitarbeitende, die Voll- oder Teilzeit engagiert sind. Nebst dem wöchentlichen Unterricht für die einheimischen Kinder bietet Fresk während den Sportferien im Winter, über Weihnachten und während sechs Wochen im Sommer verschiedene Freestyle Camps für Einheimische und Gäste an. Dabei geht es darum, dass die Kinder und Jugendliche möglichst viele Sportarten, die für Paolo in den Bereich Freestyle fallen, ausprobieren können. Darunter die klassischen Freestyle Sportarten wie Snowboard und Freeski, aber auch Biken, Skaten, Skimboarden, Kite- oder Windsurfen. Und es geht darum, den Zusammenhalt in der Gruppe zu stärken – wobei dieser unter Freestylern meist gegeben ist. «Wer Freestyle ausübt, lebt auch den Lifestyle – es ist das Gefühl, Teil einer grossen Familie zu sein.» Dabei spielt das Niveau jedes einzelnen keine Rolle – mitmachen kann und soll, wer Spass daran hat. Ob das nun Breitensportler, Leistungssportler oder Touristen sind – bei Fresk kommt alles zusammen. Wenn es dann jemand aus ihren Reihen ins Swissski-Kader schafft, sei dies natürlich umso schöner. «Dann haben wir nicht alles falsch gemacht», sagt Paolo und lacht herzhaft.

Bei Fresk, der Freestyle Academy, geht es darum, Kids und Erwachsene für den Freestyle Sport zu begeistern. Darum, ihn allen zugänglich zu machen. Denn Freestyle bedeutet auch, Teil einer grossen Familie zu sein. In den Freestyle Camps steht das Erlebnis mit deinen oder neuen Buddies daher an erster Stelle. Du bist lieber individuell unterwegs? Kein Ding – finde hier das passende Angebot.

Im Mai 2022 eröffnet beim Sportzentrum Mulets in Silvaplana eine neue Outdoor-Anlage, die einiges bietet. Darunter eine 3-er Trampolin Station mit Luftkissen, eine 30 Meter lange Skimboard Bahn, d.h ein Becken gefüllt mit wenig Wasser worin man mit dem Board gleiten und Tricks machen kann, ein breiterer Pumptrack aus Holz, der auch für Skateboards geeignet ist, eine Dry Slope Anlage mit Rails in verschiedenen Schwierigkeitsstufen und eine Holzwelle fürs Surfskaten. «Das ist für uns als Team gut und bietet dadurch, dass es eben sichtbar ist, auch Anfängern einen leichteren Einstieg – was wiederrum für die ganze Angebots-Entwicklung wichtig ist.» Was fehle sei weiterhin ein Indoor-Angebot – eine Freestyle Halle. «Seit über 10 Jahren arbeite ich an diesem Projekt, das immer wieder daran gescheitert ist, dass wir keinen geeigneten Standort gefunden haben.» Die Freestyle-WM, die 2025 im Engadin stattfindet, soll sich positiv auf das Projekt auswirken und hoffentlich dazu führen, dass die Halle realisiert werden kann. «Dann hätten wir ein super Angebot – obwohl ich noch weitere Ideen hätte.» Die gehen Paolo La Fata wohl nie aus – so ungewiss die Zukunft einer Freestyle Halle im Engadin auch ist, soviel ist gewiss.