Arthur Schnitzlers (1862-1931) Werk begleitet Wolfram Berger seit seiner Jugend. Für die Lesung im Rahmen der Kunst- und LiteraTourtage hat er zwei Prosatexte ausgewählt, die ihn besonders faszinieren.
Der Sohn ist eine frühe Erzählung, die Schnitzler zu einem späteren Zeitpunkt wieder aufgenommen und zu seinem letzten Roman Therese ausgearbeitet hat. Es handelt sich um einen Kriminalfall, in dem nicht ein Kriminalkommissar, sondern der erzählende Arzt den Fall analysiert und die ärztliche Gewissensentscheidung den «Weg zur sozialen Rechtswissenschaft» bahnt: «… es ist noch lange nicht klar genug, wie wenig wir wollen dürfen und wieviel wir müssen.» Der Ehrentag ist eine Novellette über einen Nebendarsteller in einem Theater. Abgesehen von der unglaublichen Genauigkeit der geschilderten Charaktere und der sinnlichen Schärfe der Erzählung, die einen von Anfang an mitreisst, hat Schnitzler mit diesem Text auch eine der packendsten Erzählungen über das Theater geschrieben.