Die Beziehung zwischen Sigmund Freud und Lou Andreas Salomé war von tiefem Respekt geprägt. Der Briefwechsel beginnt 1912 mit der Bitte der Lou Andreas Salomé, für eine psychoanalytische Ausbildung zu Freud nach Wien kommen zu dürfen. Im Herbst des Vorjahres waren sie einander in Weimar begegnet. In Freuds Psychoanalyse entdeckte Lou Andreas Salomé ein Organon, das es ihr gestattete, reiche eigene Beobachtungen und Erfahrungen theoretisch zu verarbeiten.
Der vorliegende Briefwechsel vermag sowohl den mit der Psychoanalyse vertrauten Leser wie den mehr am literarisch-zeitgeschichtlichen Geschehen Interessierten zu fesseln. Sigmund Freud an Lou Andreas Salomé: «Ich schlage eine – meist rechte schlichte – Melodie an. Sie geben die höheren Oktaven dazu; ich trenne eines vom anderen und Sie verbinden das Getrennte in einer höheren Einheit. Sie sind doch eine Versteherin par excellence.»