Der Corvatsch Park zählt zu den grössten und kreativsten Snowparks im Alpenraum. Wir werfen einen Blick hinter die Kulissen und begleiten die Parkshaper bei ihrer nächtlichen Arbeit.
17.00 Uhr. Für Pascal Zwicky und Kobi Würsch beginnt die Arbeit. Während der Fahrt mit der Corvatschbahn besprechen sie den Plan für heute Nacht: Die Flowline erhält neue Rail-Elemente und natürlich muss der ganze Snowpark frisch präpariert werden.
Die beiden Freunde haben ihren Traumjob gefunden: Sie sind Parkshaper. Genau genommen sind sie Parkmaschinenfahrer. Das heisst, sie erledigen die maschinelle Schwerarbeit und arbeiten meist in der Nacht. Sie schieben riesige Schneehaufen zusammen und formen daraus Schanzen und Wellen, Kanten und Rundungen und was das Freestyler-Herz sonst noch begehrt.
Für ihre Arbeit im Corvatsch Park steht ihnen ein spezielles Raupenfahrzeug zur Verfügung mit dem bezeichnenden Namen «ParkPro». Pascal erklärt: «Das Schild an der Front und die Fräse am Heck sind beweglicher und das Fahrwerk ist höher als bei herkömmlichen Pistenmaschinen. Der ParkPro ist dadurch viel wendiger, was im Snowpark eine grosse Hilfe ist.»
Damit der Snowpark jeden Morgen einem frisch verlegten Teppich gleicht, ist neben Maschinenarbeit auch viel Handarbeit gefragt, die von den sogenannten Handshapern erledigt wird. Ihr Werkzeug ist die Schneeschaufel oder genauer gesagt das Shape-Tool, eine speziell designte Schaufel mit extra langem Stiel und gezacktem Schaufelblatt. Damit präparieren die Handshaper jene Bereiche, wo die Maschine nicht hinkommt, wie zum Beispiel den letzten Meter Schnee vor der Absprungkante.
Ein oder zwei Handshaper sind immer schon am frühen Morgen am Berg. Sie kontrollieren, ob alles in Ordnung und die Sicherheit gewährleistet ist. Tagsüber zirkulieren sie im Park und sind Ansprechperson für Snowboarder und Freeskier. Zudem legen die Handshaper kräftig Hand an, wenn im Park grössere Um- oder Aufbauarbeiten anstehen, so wie heute Nacht.
Kobi sitzt im «ParkPro», während die beiden Handshaper Jonas und Andrea mit Hilfe von dicken Bandschlingen ein acht Meter langes Rohr am Schild befestigen. Kobi hievt das neue Rail vorsichtig hoch und fährt damit zum vorbereiteten Schneehügel. Jonas und Andrea halten je ein Ende des Rohrs, damit es Kobi zentimetergenau platzieren kann.
Die Arbeit ist anstrengend und nicht immer ungefährlich. Und ein Parkshaper muss sehr flexibel sein, da das Wetter seine Arbeitszeiten bestimmt. Wenn es stürmt und schneit, muss er bereits um 5.00 Uhr oder noch früher auf den Berg, damit alles bereit ist, wenn die Gäste kommen.
Anna ist eine erfahrene Handshaperin, die sich zudem um die Social-Media-Känale des Corvatsch Parks kümmert. Die Crew kommt aus allen Ecken der Welt. Anna ist Schwedin. Pascal, Kobi und Jonas sind Schweizer. Andrea stammt aus Italien. James, der dritte Maschinenfahrer, ist Australier und Alin kommt aus Rumänien.
«Es macht Spass mit Menschen aus so unterschiedlichen Nationen zusammenzuarbeiten. Die Leidenschaft für den Freestyle-Sport verbindet uns und wir lernen viel voneinander», sagt der im Engadin aufgewachsene Pascal. Der 25-Jährige koordiniert das Team und trägt die Gesamtverantwortung. Seit sechs Jahren arbeitet er im Corvatsch Park, zunächst als Handshaper, seit vier Jahren als Maschinenfahrer.
«Pascal ist sehr talentiert und lernt schnell», sagt sein Freund Kobi. Der Innerschweizer hat 22 Saisons Erfahrung als Maschinenfahrer und gilt als einer der gefragtesten Snowpark-Architekten der Schweiz. Folglich ist Kobi für die Konzeption und den Aufbau des Weltcup-Parks verantwortlich, in welchem sich Ende März die weltbesten Freeskier zum Weltcupfinale treffen.
«Wir haben ein grosses und professionelles Team, und dieses brauchen wir, um zu den besten Parks im Alpenraum zu gehören», ist Markus Moser, Geschäftsführer der Corvatsch AG, überzeugt. In den Snowpark investiert er, weil die jungen Freestyler von heute die Gäste von morgen seien. Wichtig ist für Moser, einen Park für alle Niveaus anzubieten, egal ob Anfänger oder Profi, egal ob Skifahrer oder Snowboarder.
Wer im Corvatsch Park Spass haben will, dem empfiehlt Pascal einen gründlichen «Inspection Run» zu absolvieren. «Schau dir die Lines und Obstacles gut an und kalkuliere dein Risiko. Das Wetter zu berücksichtigen, gehört auch dazu, denn Schneefall, Wind und schlechte Sicht haben viel Einfluss. Die Pros machen das auch so.»
Topathleten fahren regelmässig im Corvatsch Park. Einer von ihnen ist der Snowboarder Nicolas Huber, der 2017 überraschend Vizeweltmeister im Slopestyle wurde. «Vom Parkshaper zu WM-Silber», titelten damals die Zeitungen, da Nicolas Karriere als einfacher Handshaper im Corvatsch Park begonnen hatte. Heute gehört er zu den Besten seines Faches und sagt: «Im Frühling steht am Corvatsch der wohl beste Park im ganzen Alpenraum. Die Höhenlage sorgt für guten Schnee bis Ende April und die Park-Crew ist sowieso die coolste.»