"Es muss auch anders gehen", dachte sich Skirennfahrer, Abfahrtsweltmeister und Olympiasieger Bernhard Russi nach der Ski WM 1974, als beim Start auf die Piste die Profis einfach viel zu langsam weg und in Fahrt kamen. Die Herren bräuchten einen Abfahrtsstart, der rasanter und spektakulärer sein sollte als jeder Start zuvor, davon war Russi überzeugt. Ein steiler Hang entlang des Piz Nair schien für diesen Plan perfekt geeignet ... nun, gedacht - geplant - getan! Nach rund zwei Jahren Planungszeit wurde 2002 mit dem Bau begonnen und schon im darauffolgenden Jahr feierte der Freie Fall seine Premiere anlässlich der vierten Ski WM in St. Moritz: Die Ehre des Ersten, der den 150 m langen Starthang mit 45 Grad Gefälle hinunterflitzte, gebührte damals dem Schweizer Skirennfahrer Paul Accola.
Seit 2003 gilt der Freie Fall auf 2836 m ü. M. als Mythos im Skizirkus. Von den Medien gerne auch als "Höllenritt" bezeichnet, ist er bei den Skifahrern doch ziemlich beliebt, denn er verleiht ihnen regelrecht Flügel: Beim fast senkrechten Start des Freien Falls beschleunigt ein Profi-Skirennfahrer innerhalb von 4 Sekunden auf rund 100 Stundenkilometer, nach 130 Metern erlangt er bereits rund 130 km/h - ein Tempo, das über die insgesamt knapp 3 Kilometer lange Piste geschickt eingesetzt werden muss. (Ehemalige Ski-Profis wie Russi bezeichnen diesen längsten und steilsten Start übrigens als "nicht so wahnsinnig schwer", da man ja "nur geradeaus" fahren muss.) Hat der Profi den Starthang einmal hinter sich, folgen - verteilt auf insgesamt ca. 1 Minute und 40 Sekunden - weitere adrenalingeladene Momente auf der markanten Abfahrt: Er befindet sich nämlich während rund einem Zehntel der Abfahrt in der Luft, was insgesamt rund 300 Metern entspricht. Das grösste Highlight nach dem Freien Fall stellt gemäss Bernhard Russi der sog. Rominger-Sprung dar: ein natürlicher Hocker, der den Skifahrer besonders weit fliegen - pardon: springen lässt.
Ganz anders als bei der Abfahrt selbst geht es bei den Vorbereitungen am Freien Fall geht ein wenig langsamer zu: Die schweren Pistenraupen können die Piste im steilen Gelände nur an einem Stahlseil gesichert präparieren, und auch die Streckenposten, „Rutscher“ und Kameraleute sind stets am Seil gesichert. Ganz wichtig: Die Piste muss perfekt präpariert sein, denn die kleinste Unebenheit kann die mit über 100 Stundenkilometern dahinbretternden Skifahrer im wahrsten Sinn aus der Bahn werfen!
Auch der Laufsport hat den Freien Fall für sich entdeckt: Seitdem 2017 der ersten Vertical Sommerlauf von St. Moritz Dorf über den Freien Fall bis auf die Startplattform führte, wird er nun somit auch von unten nach oben bezwungen!
Der Freie Fall präsentiert von Audi kann besichtigt werden: Mit der Pendelbahn Piz Nair gelangen Sie zur Startplattform und nur wenige Treppenstufen führen Sie dorthin, wo die besten Skifahrer der Welt mit rund 130 km/h den Berg runterdonnerten. Die spektakuläre Startplattform kann im Sommer wie auch im Winter auf Anfrage besucht werden - ein toller Ausflug z. B. für Firmen, Vereine und interessierte Gruppen, denen ein bunter Strauss an Hintergrundinformationen rund um den Bau und die Ski-Weltmeisterschaften auf dem St. Moritzer Hausberg Corviglia dargeboten wird.