Urkundlich wird Zuoz bereits zu Beginn des 9. Jahrhunderts erwähnt. Zu jener Zeit existierte schon seit langem - genauer gesagt: seit der Bronzezeit - eine weitere kleine Siedlung auf dem Hügel Chastlatsch über dem heutigen Hotel Castell, wie Ausgrabungen ergaben. Die königliche Suste (Güterumschlagplatz der Säumer) von Zuoz aus der Zeit Ludwig des Frommens dürfte an der Stelle des heutigen Hotels "Crusch Alva" gestanden haben. Sie weist - wie alle Susten der Umgebung - auf die Bedeutung der alten transalpinen Nord-Süd-Verbindung über den Julier-, den Malojapass sowie deren Verzweigung zum Vintschgau hin.
Wie so häufig bei den klangvollen Namen der Engadiner Dörfer sind auch für "Zuoz" mehrere Bedeutungen bzw. Ursprünge möglich: Liegt ihm das lateinische "subtus" (unten) zugrunde? Oder das ebenfalls auf lateinische Wurzeln zurückgehende "Sust" ? Womöglich ist auch das akkadische "Zuzu" (Rohrdickicht) für den Ortsnamen verantwortlich ... So ungelöst diese linguistische Detektivgeschichte auch ist, unzweifelhaft ist die politische und wirtschaftliche Entwicklung des Dorfes:
Im Mittelpunkt dieses Prozesses stand ursprünglich der Hof Dorta im gleichnamigen Dorfteil von Zuoz. Der Churer Bischof Konrad I. von Biberegg kaufte das Gut im Zuge seines extensiven Oberengadiner Grossgrunderwerbs 1137 und markierte damit den Beginn der 400 Jahre dauernden bischöflichen Herrschaft im Oberengadin - mit Sitz in Zuoz. Auch die Kriminalgerichtsbarkeit bzw. die hohe Gerichtsbarkeit wurde in dem Dorf ausgeübt.
Im Verlauf des 16. und 17. Jahrhunderts entstand in der Dorfmitte, eingerahmt von stattlichen Bürger-und Patrizierhäusern ein geschlossener Platz von imponierender Wirkung. Zur Zierde des Dorfes tragen ferner die spätromanische Kapelle San Bastiaun mit ihren alten Fresken und modernen Fenster von Gian Casty bei sowie das gotische Kirchlein Santa Catharina. Mögen die Engadinerhäuser von aussen eindrücklich wirken, so übersteigt die Pracht der Innenausstattung die äussere Schönheit gar um ein Vielfaches: Sie spiegelt nicht nur die Wohnkultur seiner Bewohner wider, sondern auch deren wirtschaftlichen Erfolg.
Die einen waren einst als Gewerbetreibende ausgewandert und kamen wohlhabend heim, andere - in der Regel Mitglieder adliger Familien - dienten fremden Fürsten oder hielten hohe Ämter im Veltlin und kehrten noch begüterter zurück. Den Namen dieser einflussreichen Familien begegnen wir noch heute in vielen Zusammenhängen, so z. B. Planta, Travers, Juvalta oder Jecklin Schucan. Einen wichtigen Teil des kulturellen Erbes hat der Mitbegründer der romanischen Schrifsprache Gian Travers zur Zuozer Geschichte beigesteuer, der überdies 1552 im Dorf die Reformation einleitete.
1499 brannte Zuoz vollständig nieder. Dabei war nicht Unachtsamkeit die Brandursache, nein, die Bewohner selbst hatten ihre Häuser angezündet, um dem herannahenden österreichisch kaiserlichen Heer nur verbrannte Erde zu hinterlassen. Seither herrschte Frieden in der Region und Zuoz erblühte schon bald mit jenen eindrucksvollen Bauten, wie wir sie heute kennen und bewundern.